Im Notfall ist es durchaus praktisch, auch ohne einen DSL-Anschluss in Reichweite mal eben ins Internet zu gehen. Hier eine Anleitung, wie man mit dem Laptop über Bluetooth und das Handy eine Verbindung ins Internt aufbauen kann.
Im folgenden beschreibe ich die Konfiguration passend für O2 als Internet- und Handy-Provider. Für andere Provider sollte die Konfiguration aber sehr ähnlich sein.
Die Bluetooth- / serielle Verbindung
Um mit dem Laptop übers Handy ins Internet zu kommen, benötigt man zwei funktionierende Verbindungen. Die erste vom Laptop zum Handy - in diesem Fall per Bluetooth - und die zweite vom Handy ins Internet.
Die erste Verbindung vom Laptop zum Handy geschieht über eine emulierte serielle Verbindung. Damit lässt sich das Handy wie ein altes, analoges Modem über AT-Befehle steuern. Wer noch nicht - oder besser: nicht mehr - mit Analogmodems gearbeitet hat: AT-Befehle kann man über eine serielle Schittstelle an ein Modem senden, um das Modem zu konfigurieren oder eine Verbindung zu wählen. Fast alle Befehle fangen mit AT an, was angeblich für engl. Attention steht.
Voraussetzung für eine funktionierende Internet-Verbindung ist ein korrekt konfigurierter Linux-Kernel. Er muss folgende Module enthalten:
- "ppp support" und "ppp support for async serial ports"
- "Bluetooth Support" und darunter "rfcomm protocol support"
Zum Aufbau der Bluetooth- / seriellen Verbindung verwendet man das Tool rfcomm:
rfcomm bind 0
Damit wird eine Geräte-Datei namens /dev/rfcomm0
angelegt, über die man mit
dem Handy kommunizieren kann. Die BD-Address bekommt man mit dem Aufruf von
hcitool scan
heraus. Wer ein Terminal-Programm installiert hat, kann nun diese
Schnittstelle öffnen und ein AT
an das Handy senden, welches daraufhin mit
OK
antworten muss.
Über diese serielle Verbindung wird nun eine ppp-Verbindung ins Internet
aufgebaut. Diese konfiguriert man über zwei Dateien. Die Datei
/etc/chatscripts/o2gprs
konfiguriert das Modem / Handy und baut die Verbindung
auf; die Datei /etc/ppp/peers/o2gprs
konfiguriert den ppp-Dämon, der die
Netzwerkverbindung ins Internet aufbaut.
/etc/chatscripts/o2gprs
:
TIMEOUT 5
ECHO ON
ABORT 'nBUSYr'
ABORT 'nERRORr'
ABORT 'nNO ANSWERr'
ABORT 'nNO CARRIERr'
ABORT 'nNO DIALTONEr'
ABORT 'nRINGINGrnrnRINGINGr'
'' rAT
TIMEOUT 12
OK ATE1
OK 'AT+CGDCONT=1,"IP","surfo2"'
OK ATD*99#
CONNECT ""
Um eine Internet-Verbindung per Handy aufzubauen, benötigt man keine richtige
Telefonnummer. Der ppp-Dämon "wählt" statt dessen *99#
. Wichtig ist hingegen
der Ausdruck "surfo2", der den Access-Point kennzeichnet, zu dem sich das Handy
verbinden soll.
/etc/ppp/peers/o2gprs
:
connect "/usr/sbin/chat -v -f /etc/chatscripts/o2gprs"
/dev/rfcomm0
115200
noipdefault
usepeerdns
defaultroute
persist
noauth
Nachdem die beiden Dateien angelegt sind, genügt ein Aufruf von
pon o2grps
um eine Internet-Verbindung aufzubauen. Debug-Meldungen kann man sich anzeigen lassen, indem man vorher auf einer anderen Konsole
tail -f /var/log/syslog
aufruft. Zum Beenden der Verbindung genügt der Aufruf von
poff o2grps
Das Nokia 6230i unterstützt leider nur GPRS. Damit lassen sich Geschwindigkeiten erreichen, die etwa einem 56k-Modem entsprechen, also etwa 4-5kB pro Sekunde. Das ist ganz deutlich langsamer als ein DSL-Anschluss. Surfen macht damit also keinen Spaß, zum Abrufen von ein paar Emails genügt es jedoch. Neuere Handys, die UMTS unterstützen, sollten hier deutlich schneller sein und mit der selben Konfiguration arbeiten.
Außerdem ist der ganze Spaß leider auch noch immer recht teuer. Soweit ich weiss, kostet eine Minute im Genion-Tarif 9ct. Im Voraus bezahlte Volumenpakete sind eventuell günstiger.